Das beeindruckende Leben von...
Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen wurde 1098 geboren und weder ihr genauer Geburtsort noch ihr Geburtstag sind bekannt. Sie war eines von insgesamt zehn Geschwistern und soll oft kränklich gewesen sein. Deswegen wurde sie im Alter von 8 Jahren in die Obhut eines Klosters gegeben, um religiös erzogen zu werden. Mit ungefähr 15 Jahren legte Hildegard die heiligen Gelübde ab und wurde Benediktinerin. Als sie dann mit 38 Jahren einstimmig zur geistlichen Mutter ihres Klosters gewählt wurde, erhielt sie hochangesehene Aufmerksamkeit und bekam einige Jahre später den göttlichen Auftrag, ihre Offenbarungen und ihr gesamtes Wissen zu dokumentieren und zu verkünden.
Sie war von nun an Autorin und Beraterin vieler einflussreicher Persönlichkeiten ihrer Zeit. Ihre Bücher befassen sich mit Religion, Medizin, Ethik und Musik. Sie berichtete immer wieder von göttlichen Visionen, die sie erhielt. Sie schrieb ihre Erkenntnisse auf Latein nieder und da entstand auch ihr vermutlich bekanntestes Werk, "Scivias" (Wisse die Wege).
Ein zweiter Meilenstein in der Lebensgeschichte von Hildegard von Bingens ist die Gründung des Klosters Rupertsberg. Im Jahr 1150 bezog sie mit ihren Schwestern die neue Wirkungsstätte. Die Gemeinschaft ist stetig angewachsen und dadurch erhielt Hildegard auch weit über die klösterliche Gemeinschaft hinaus an Bekanntheit. Viele Menschen kommen zu ihr, um sie um Rat und Hilfe zu bitten. Es ist bekannt, dass sie einen umfangreichen Briefwechsel mit bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik und Kirche unterhält. Sie korrespondierte mit Königen und Päpsten, Erzbischöfen und Äbtissinnen. Doch auch einfache Menschen wenden sich in dieser schriftlichen Form an sie, um ihren Ratschlag einzuholen.
Sie arbeitete über Jahre hinweg an weiteren sehr bekannte Werken, die sich unter anderem mit Themen wie die Eigenschaften und Wirkungen von Kräutern, Bäumen, Edelsteinen, Tieren und Metallen befassen. Aber auch mit der menschlichen Natur hat sie sich sehr stark befasst und über Krankheiten und ihre Behandlungen geschrieben. Eine überragende Leistung Hildegards lagt damals unter anderem darin, dass sie ihr Wissen über Krankheiten und Pflanzen aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der Volksmedizin zusammenbrach die deutschen Pflanzennahmen nutzte. Eine solche Übersetzung war zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich, denn dadurch machte sie sich sehr Volksnah, da nun auch Laien sich damit befassen konnten und somit wurde die Hildegard von Bingen-Medizin sehr schnell landesweit bekannt.
Was Sie aber meiner Meinung nach und auch vieler anderer so berühmt gemacht hat, war das Sie sich für das Frauenrecht eingesetzt hat. Zum einen war es schon sehr ungewöhnlich zu dieser Zeit das Sie sich mit Themen wie der Medizin befasst hat, denn das war lange Zeit und auch noch viele Jahre danach nur den Männern erlaubt. Sie erhielt dafür sehr viel Kritik welche Sie aber nicht davon abhielt weiter zu machen. Eine sehr bemerkenswerte Arbeit von Ihr war auch das sie sich mit Themen wie "Empfängnis", "Streben, Begierde und Lust" & "Zeugungskraft des Mannes" befasst hat und ihre eigenen Theorien aufstellte die sowohl den Mann als auch die Frau thematisieren. Im Kloster verlangte Sie von Ihren Nonnen nicht ihre Weiblichkeit zu verbergen und stand dafür auch sehr in der Kritik. Sie werte sich allerdings dagegen und äusserte; "Das Schamhaftigkeitsgebot gelte nur für die dem Mann unterworfene Ehefrau, nicht für die Jungfrauen."
Am 17.09.1179 starb Hildegard im Alter von 81 Jahren auf dem Rupertsberg bei Bingen. In den vielen Niederschriften der Hildegard von Bingen ist zu lesen, dass Gott ihr ihren Tod in einer Vision mitgeteilt hatte. Sie kündigte daraufhin das Ende ihres irdischen Lebens auch ihren Schwestern im Kloster an. Die Prophetin, die ja bereits seit ihrer Kindheit durch diverse Krankheiten geschwächt war, ging also wohl vorbereitet auf ihre letzte Reise.
Hildegard war für viele Menschen schon zu Lebzeiten eine Heilige, aufgrund ihrer medizinischen Kenntnisse. 2012 wurde sie von der katholischen Kirche offiziell in den Heiligenkalender aufgenommen.